Zahlen zu Austritten veröffentlicht

Kirchen im Norden verlieren viele Mitglieder

Durch teils dramatisch gestiegene Austrittszahlen schrumpfen die Kirchen in Norddeutschland weiter. Perspektisch werden sie weiter kleiner werden, wollen aber in neue Angebote investieren.

Seltenes Bild: Ein junges Paar in einer Kirche

von epd

Die Nordkirche hat im vergangenen Jahr erneut Mitglieder-Einbußen hinnehmen müssen. Nach den Daten wurden zum 31. Dezember 2019 insgesamt 1.939.750 Mitglieder gezählt, 2018 waren es noch 1.989.330, wie die kirchliche Pressestelle mitteilte. Die Mitgliederzahl sank damit um 2,49 Prozent (49.580) gegenüber dem Jahr zuvor. 33.336 Menschen traten 2019 aus der Nordkirche aus, 2018 waren es 27.834 – ein Anstieg um fast 20 Prozent.

Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt nannte die Zahlen „ernüchternd“. Insbesondere die deutlich gestiegenen Kirchenaustrittszahlen „treffen uns tief“, sagte sie. Diese Zahlen würden „viele enttäuschen, die uns finanziell unterstützen, sich in unserer Kirche ehren- und hauptamtlich engagieren und dabei auch nach neuen Wegen suchen, für Menschen da zu sein“.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt Foto: Marcelo Hernandez / Nordkirche

Was viele Menschen von einer religiösen Begleitung ihres Lebens in einer christlichen Gemeinschaft erwarten, passe offenbar „nur begrenzt zu dem, was sie bei uns finden und wahrnehmen“, so die Landesbischöfin. Das treffe vor allem auf die 20- bis 35-Jährigen zu, aber zunehmend auch auf die Gruppe der über 60-Jährigen.

In Corona-Krise schnell reagiert

Kühnbaum-Schmidt nannte die aktuellen Daten eine „Herausforderung“: „Wir wollen und können sie nicht beiseiteschieben – das wäre unverantwortlich gegenüber unserem Auftrag und unserer Aufgabe als Kirche.“ Und: „Wir werden deshalb die gegenwärtigen religiösen Sehnsüchte der Menschen, ihre Suche nach Gemeinschaft und ihre ethischen Fragen besser verstehen müssen.“ Die Nordkirche werde „genauer auf die damit verbundenen Themen eingehen“ – zum Beispiel mit Hilfe einer Kasualagentur für kirchliche Amtshandlungen.

In der Corona-Pandemie habe die Nordkirche „schnell und kreativ auf die Suche nach religiöser Orientierung reagiert“, sagte Kühnbaum-Schmidt weiter. Vor allem kurze, digitale Andachts- und Gottesdienstformate seien nahezu viermal mehr wahrgenommen worden als traditionelle Sonntagsgottesdienste vor der Corona-Pandemie. Sie hätten auch neue Kontakte zu Menschen quer durch alle Generationen erschlossen. Ebenfalls groß sei die Resonanz auf seelsorgerliche Angebote gewesen.

Auf dem Prüfstand

Vieles gehöre auf den Prüfstand, kündigte die Landesbischöfin an. In einer pluralen, multireligiösen und von Digitalität geprägten Gesellschaft brauche die Kirche „mehr dialogische Kommunikation und aktive Beteiligung von Menschen aus unterschiedlichen Lebenszusammenhängen“. Zur Situation in der Nordkirche äußerst sich Kristina Kühnbaum-Schmidt in einem Beitrag auf der Seite der Nordkirche ausführlich. (epd)

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