Nairobi: Mit dem E-Bike in die Zukunft

Das Start-up „eBee Mobility" bringt seit 2021 in der kenianischen Hauptstadt E-Bikes auf den Markt
Foto: epd-bild / Birte Mensing
Die Luft ist schmutzig, dunkle Abgaswolken wehen den Kleinbussen hinterher. Doch wer im Auto durch Nairobis Rushhour unterwegs ist, sieht immer öfter auch Elektro-Fahrräder vorbeiflitzen.
Oft sind sie schwarz, mit gelber Aufschrift und stammen vom Start-up „eBee Mobility“. Seit 2021 bringt das kenianisch-niederländische Unternehmen in Nairobi Elektrofahrräder auf den Markt – 600 ihrer Räder sind mittlerweile auf den Straßen von Kenias Hauptstadt unterwegs, die meisten mit Kurieren, die Bestellungen ausliefern.
Wenn ihre Batterien leer sind, treffen sich die Fahrerinnen und Fahrer am überdachten Picknicktisch vor dem eBee-Büro im Viertel Kilimani. Sie hängen die leere Batterie ans Ladegerät, tauschen sie gegen eine geladene, ruhen sich kurz aus und surfen im Internet, bis die nächste Bestellung auf dem Handy aufblitzt.
Start-up „eBee Mobility“: bekannt über soziale Netzwerke
Die meisten Kuriere sind zwischen 20 und 25 Jahre alt. Einer von ihnen ist Brian Korir, der seit zwei Monaten mit einem der eBee-Räder Lieferungen wie zum Beispiel Mittagessen und Supermarktbestellungen ausfährt. Erfahren habe er von dem Start-up in den sozialen Netzwerken, sagt der Meteorologie-Student. Nicht nur dort bekommen die Räder eine Menge Zuspruch.
Auch die Mechanikerin Nina Mugure kommt selbstverständlich mit dem E-Bike zur Arbeit. „Unterwegs rufen mir oft Leute hinterher, fragen, wo es das Fahrrad gibt“, sagt sie. Dabei werden Fahrräder in Kenia oft noch als „Fahrzeug der Armen“ angesehen, für Menschen, die sich kein Auto oder Motorrad leisten können. Dazu kommt: Radfahren ohne Elektromotor ist anstrengend im hügeligen Nairobi, die Strecken in der Millionenstadt sind weit.
Kenia will CO2-Emissionen im Verkehr senken
Doch die kenianische Regierung will die CO2-Emissionen im Verkehr senken und Elektromobilität fördern. Geringere Steuern sollen Investoren anlocken. Es gibt erste E-Busse und auch eine Fabrik für Elektro-Motorräder in Nairobi. Ein Pluspunkt dabei: Bereits jetzt gewinnt Kenia mehr als 90 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien wie Geothermie und Wasserkraft.

Auch bei der bisher vor allem auf Autos ausgerichteten Infrastruktur in Nairobi tut sich etwas. An einigen Straßen gibt es mittlerweile Radwege, die Mittelschicht hat das Radfahren als Hobby für sich entdeckt. Zumindest die Motorräder, die den Großteil von Lieferungen übernehmen, könnten langfristig von E-Rädern abgelöst werden.
Kuriere verdienen etwa fünf Euro pro Tag
„Hier in Nairobi kommen wir langsam von der Aufklärungsphase in die Phase, in der Leute E-Bikes in Betracht ziehen“, sagt Joost Boeles, einer der Gründer von „eBee Mobility“. Er kommt aus den Niederlanden. „Wir sehen, was Fahrräder dort leisten – und wie sich das mit der Einführung von E-Bikes noch verstärkt hat.“
Mit drei verschiedenen Modellen bringt das Team von eBee die schwarz-gelben Räder in Nairobi in den Verkehr: über die eigene Lieferdienstflotte, den Verkauf und als Leasing-Räder. Die Fahrerinnen und Fahrer verdienen pro Auftrag ähnlich wenig wie die Motorradlieferanten. Etwa fünf Euro können sie im Schnitt pro Tag verdienen. Bezahlt werden sie von den Firmen, mit denen eBee zusammenarbeitet. Immerhin müssen sie kein Geld für Benzin ausgeben. Auch die Kosten für die Instandhaltung übernimmt eBee.
Die eigens für den ostafrikanischen Markt entworfenen Modelle werden seit diesem Jahr in Nairobi zusammengebaut: Das Lieferrad „Nyuki“ (Kisuaheli für Biene) mit stabilem Gepäckträger und robuster Ausstattung, und das Mountainbike eBX, das leichter und wendiger ist.

150 Räder stehen fertig in der Fabrikhalle, wenige Kilometer außerhalb von Nairobi. Die Rahmen und Teile kommen von Hero Cycles aus Indien, die Batterien aus China. Zwölf bis 14 Räder können sie hier am Tag zusammensetzen, im nächsten Jahr sollen es doppelt so viele sein.
Mit Solarenergie nachhaltiger produzieren
Das Geld für den Ausbau der Produktion kam bisher vor allem aus den Niederlanden, unter anderem von der Organisation „Invest International“, die Regierungsgelder an Start-ups vergibt. Joost Boeles und sein Team haben große Träume: „Bis 2030 wollen wir eine Million E-Bikes auf den Straßen von Ostafrika haben“. Damit die Räder so nachhaltig wie möglich im Einsatz sind, sollen sie mit Solarenergie geladen werden – so wie jetzt schon in der eBee-Zentrale in Nairobi.